15 Merkpunkte für Lehrerinnen und Lehrer

Die perfekte Lehrkraft gibt es nicht

Merkpunkte oder Checklisten regen oft das menschliche Streben nach Vollkommenheit an. Wir sehen überall das, was wir noch nicht perfekt gelöst haben und nehmen uns dann sehr viel vor oder sprechen solchen Listen in einem Anflug von Ärger oder Überforderungsgefühlen pauschal jeden Sinn ab. Zudem verleiten uns Merkpunkte oder Checklisten manchmal dazu, vor allem das zu gewichten, was wir noch nicht können. Dabei vergessen wir das, was wir schon können. Beides ist jedoch wichtig, der Stolz auf bisher Errungenes sowie der Blick auf noch vor uns Liegendes. Die perfekte Lehrkraft gibt es nicht. Lehrerin, Lehrer zu sein ist ein langer Prozess, der nie zu einem Ende kommt. Die folgenden Fragen mögen zum weiteren Lernen und zugleich zum verdienten Bilanzziehen über bisher Erreichtes anregen: beides ist wichtig und gehört zum Lehrberuf.

Gebrauch

Eine gute Möglichkeit besteht darin, diese Fragen mit einer Kollegin/einem Kollegen zu diskutieren. Gespräche mit BerufskollegInnen - idealerweise im Zusammenhang mit gegenseitigen Schulbesuchen - sind wirksame Lernmöglichkeiten.

Literaturhinweis

Genaue Erläuterungen zu den 15 Punkten finden sich im Buch «Disziplin und Selbstdisziplin der Schule», Seite 209- 241.
Rüedi, J. (2013). Disziplin und Selbstdisziplin in der Schule. Plädoyer für ein antinomisches Verständnis von Disziplin und Klassenführung; Begründungen, Möglichkeiten Hindernisse und Beispiele. Bern: Haupt.

Selbsttest

  1. Wie steht es mit meiner Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern? Kann ich Beziehungen zu ihnen aufbauen?
  2. Lenke, bringe ich als Lehrerin, als Lehrer genug?
  3. Berücksichtige ich die Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie?
  4. Kenne und berücksichtige ich die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler?
    • Ermögliche ich den Schülerinnen und Schülern Lernerfolge?
    • Finde ich in meinem Unterricht einen sinnvollen Ausgleich zwischen Spontaneität, Spass, Humor, Freude, Lust und Pflichterfüllung, Unlust?
    • Anerkenne und bestätige ich meine Schülerinnen und Schüler?
    • Achte ich auf deren soziale Integration in der Klasse?
    • Achte ich auf Umgangsformen und Umgangston in der Klasse?
    • Helfe ich beim Erarbeiten demokratischer Regeln und wertschätzender Umgangsformen?
    • Erkenne ich die Selbstwertbedürfnisse der Schülerinnen und Schüler? Ermutige und stütze ich diese?
  5. Ist mein Unterricht gut vorbereitet und interessant? Erkläre ich den Stoff klar und prägnant?
  6. Erkenne ich die Multikriterialität schulischer Wirkungen?
  7. Berücksichtigen wir die Ergebnisse der Gewaltforschung?
    • Haben wir eine gemeinsame Schul- und Lernkultur für unser Schulhaus?
    • Fördern wir die Schulgemeinschaft sowie die sozialen Bindungen in unserem Schulhaus?
    • Gibt es klare Regeln und Grenzen in meinem Klassenzimmer? Wurden die SchülerInnen bei ihrer Festlegung einbezogen? Welche Regeln gelten in unserem Schulhaus?
    • Kann ich auch einmal sagen: "Halt, da ist die ganze Gesellschaft gefordert!"?
  8. Kenne ich die Eltern meiner SchülerInnen? Habe ich sie über meine Schulführung informiert? Unterstützen sie meine disziplinarischen Bemühungen?
  9. Ist meine Klassenführung wirksam? Befolgen die SchülerInnen meine Anweisungen?
  10. Kann ich auftretende Disziplinschwierigkeiten erklären und analysieren?
  11. Reagiere ich bei Disziplinschwierigkeiten und Konflikten angemessen? Zeigen meine Reaktionen Wirkung? Habe ich ein gewisses Repertoire an Reaktionsmöglichkeiten?
  12. Kenne ich die Möglichkeit von "Verträgen"?
  13. Wie gehe ich mit Strafen um?
  14. Sehe ich in meiner beruflichen Arbeit die Chancen zu persönlichem Wachstum?
  15. Habe ich ein persönliches Konzept zu Disziplin und Klassenführung? Habe ich ein Konzept zur mittel- und langfristiger Beeinflussung der sozialen Entwicklung meiner Klasse?

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